Geschichte der Salsa

1 Geschichte Kubas

Die Geschichte Kubas ist eine leidvolle. Sie teilt das Los vieler Länder, die im Laufe der Zeit von den Europäern entdeckt und dann ausgenutzt wurden. Heute lebt auf dieser Karibikinsel, aufgrund der geschichtlichen Ereignisse, ein buntes Völkergemisch. Als erster Europäer erspähte Christoph Kolumbus im Jahre 1492 die kubanische Küste und schwärmte vom herrlichsten Land, welches je erblickt wurde. Bald darauf folgten spanische Soldaten und Missionare nach Kuba, welche in den kubanischen Bergen Gold fanden. Um es zu fördern, versklavten sie die einheimischen Indianer.

Unter spanischer Herrschaft

Rund 20 Jahre später gründeten die Spanier sieben Städte auf Kuba, unter anderem Havanna, welches später von der Südküste an die Nordküste verlegt wurde. Von Kuba aus wurden viele Plündererfahrten nach Nord- und Südamerika unternommen. So entwickelte sich die Insel zur Schlüsselstelle im spanischen Transportsystem. Seeleute und Auswanderer machten aus Havanna und Santiago eine Ansammlung von Bordellen und Tavernen. Kaufleute konnten sich ein bescheidenes Vermögen erwirtschaften. Piraten zogen damals durch die Karibik und führten Überfälle auf Kuba und spanische Schiffe aus. Diese Zeit hielt 200 Jahre an. Die Zahl der einheimischen Bevölkerung, die in den vielen Zuckerrohr Plantagen auf Kuba arbeiteten, sank infolge von Krankheiten und unter den miserablen Arbeitsbedingungen massiv.

Sklaven aus Afrika

Die spanischen Plantagenbetreiber brauchten neue Arbeitskräfte. So führten sie Schwarzafrikaner, welche als robust und widerstandsfähig galten, nach Kuba ein, um das Zuckerrohr zu schneiden.

Im Gepäck hatten die Sklaven afrikanische Götter, Mythen und Rituale mit denen die christlichen Priester trotz heftiger Bemühungen nicht fertig wurden. Das Leben auf den Plantagen war grausam. Aufstände, Fluchtversuche und Massenselbstmorde waren an der Tagesordnung. Ende des 18. Jahrhunderts existierten in Kuba zwei Welten nebeneinander, die der Spanier und die der Sklaven.

Havanna, die Hauptstadt

Schon bald entwickelte sich Kuba und vor allem Havanna weltweit zum Inbegriff dekadenter Vergnügen. In den Nachtklubs von Havanna tobte das Leben und die Casinos machten Las Vegas Konkurrenz. Besonders abenteuerlustige Touristen steuerten die Live Sex Shows in schäbigen Unterkünften an. Bald war Havanna die Hauptstadt der Prostitution. Havannas heruntergekommenes Image vermittelte auch der Hollywoodfilm «Schwere Jungs, leichte Mädchen». Die ruhmselige Party tanzte zu den legendären Rhythmen von Mambo, Rumba und Son. Von Manhattan bis Paris riss man sich um die zwölfköpfigen kubanischen Bands in weissen Smokings. Obwohl in Havanna lediglich amerikanische Jazzbands das grosse Geld machten, strömten mittellose Musiker aus der Provinz voller Hoffnung in die Stadt. In Havanna, in der mit Alkohol, Drogen, Glückspiel und Prostitution das grosse Geld gemacht wurde, brauchte man nach dem organisierten Verbrechen der USA nicht lange zu suchen. Die kubanische Hauptstadt bot sich als Treffpunkt der Mafia geradezu an. Diese fasste Fuss und nutzte Kuba als Basis für ihre Operationen. Auch auf Schriftsteller und Künstler übte Havanna mit ihrem Mix aus grenzenlosem Vergnügen und Gesetzlosigkeit unwiderstehliche Faszination aus. Sie strömten in Massen in die Metropole. Angewidert betrachteten viele die Ausmasse der Korruption und den Gegensatz zwischen den prächtigen Casinos und den Leuten, die in der Gasse oder in ausgebrannten Autos die Nacht verbrachten. Auch der Mehrheit der Landbevölkerung ging es sehr schlecht. Sie vegetierte in schrecklicher Armut dahin. Nur wenige hatten fliessendes Wasser, Strom, Zugang zu Bildung oder medizinischer Versorgung. Ein Viertel aller männlichen Erwachsenen war arbeitslos. Im Kuba herrschte Korruption, Unterdrückung und Ungleichheit. Nur eine kleine Elite lebte unter der Diktatur von Fulgencio Batista in Saus und Braus. Das korrupte kubanische Regime führte mit brutaler Hand und wurde immer repressiver.

Revolution

Gegen dieses brutale Regime, dass eine solche Ungleichheit und Gesetzlosigkeit tolerierte, begann sich Widerstand zu bilden. Ein Jahr nachdem Batista seine zweite Amtszeit angetreten hatte, entschloss sich Fidel Castro (ein junger unerschrockener Anwalt) dem Diktator mit einem bewaffneten Aufstand ein Ende zu setzen. So griffen am 26. Juli 1953 Castro und 125 Gefolgsleute die Moncada-Kaserne in Santiago an. Während dem im Hintergrund die Musik des Karnevals dröhnte, wurde die Attacke der jungen Revolutionäre jedoch blutig niedergeschlagen. Wer, wie Castro, fliehen konnte, suchte Schutz in den nahe gelegenen Bergen. Schon bald aber landeten auch sie nach einer wahren Menschenhetzjagd im Gefängnis. Fidel Castro hatte Glück: Der Offizier, der ihn verhaftete, hatte Sympathien für die Revolution und steckte ihn in ein örtliches Gefängnis. In einem Verlies hätte man ihn wohl umgebracht. Obwohl der Angriff auf die Kaserne ein Fehlschlag war, markierte er doch den Beginn der kubanischen Revolution.

Castros Hinrichtung hätte Batista manche Probleme erspart. Doch die Inhaftierung war bekannt geworden und so fürchtete der Diktator, mit einer Exekution die regierungsfeindliche Stimmung noch mehr an zu heizen. Stattdessen stellte er den Rebellen vor Gericht. Das Urteil lautete auf 15 Jahre Haft.

Nach seiner Freilassung ging Castro mit seinen Genossen ins Exil nach Mexiko. Dort begegnete er Ernesto Che Guevara. Gemeinsam gründeten sie die, nach dem Moncada-Angriff am 26. Juli benannte Bewegung , «M-26-7». Es wurde eine Revolution geplant, die jedoch in wenigen Stunden niedergeschlagen wurde. Drei Viertel der beteiligten Revolutionäre wurden festgenommen, inhaftiert und beseitigt. Zu den Überlebenden gehörten Castro, sein jüngerer Bruder Raul und Che Guevara.

Zusammen mit einigen weiteren Revolutionären und Bauern gründeten sie in der Sierra Maestra die Revolutionsarmee. Als geschickter Zug ihrer Öffentlichkeitsarbeit erwies es sich, als sie Herbert Matthews, einen Reporter, in die Berge schmuggelten, wo dieser ein heimliches Interview mit Castro führte. Dieses Interview hinterliess den romantischen Eindruck von einem feurigen jungen Revolutionär. Die Rebellenarmee erhielt bald darauf starken Zulauf. Im Juli 1958 ergab sich eine erste Einheit von Batistas Soldaten. Die Rebellen, mit nun schon fast 50`000 Guerillos, setzten zum weiteren Vormarsch an. Sie zerschlugen im selben Jahr Batistas Armee. Der schockierte Diktator floh aus dem Land.

Fidel Castro an der Macht

Am 1. Januar 1959 brach der 32-jährige Fidel Castro mit seinen Guerillos zu einer umjubelten Siegesfahrt von Santiago nach Havanna auf. Überall feierten ihn die Massen, denn die Revolution wurde in der ganzen Welt als Sieg des kubanischen Volkes begrüsst und selbst die US-Regierung zeigte sich zunächst von den politischen Veränderungen auf der Insel durchaus positiv. So entstand im Frühjahr 1959 durch Castro, der sich selbst zum Premierminister und Che Guevara zum Präsidenten der Nationalbank ernannt hatte, das neue Kuba.

Hatten unter Batista rund 8 % der Grundbesitzer 70% des Landes besessen, so verabschiedete die neue Regierung ein Gesetz zur Agrarreform, das privaten Landbesitz einschränkte. Firmenvermögen, Farmen, Plantagen, Ölraffinerien und Kommunikationssysteme wurden verstaatlicht, die Rassendiskriminierung für ungesetzlich erklärt. Die Regierung schuf einen sozialen Wohnungsbau, beschloss die kostenlose Gesundheitsfürsorge, Bildung für alle und entwickelte neue, politische Konzepte für die Bereiche Landwirtschaft, Sport, Musik, Kunst und Verteidigung. Die Umverteilung des Wohlstands bedeutete für die Bauern sofortige Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, während die mittleren und oberen Schichten alle Privilegien verloren.

1960 hielt Castro eine Rede vor der UNO und knüpfte aussenpolitische Kontakte mit der UdSSR. Mittlerweile aber betrachtete die US-Regierung Castro als Bedrohung für ihre nationale Sicherheit und plötzlich geschahen mysteriöse Dinge. Nur ein Jahr später wurde im April ein Putsch gegen Castro angezettelt. Dieser aber endete, trotz der Unterstützung durch den Präsidenten John F. Kennedy, für alle Angreifer in einem Desaster.

Ende desselben Jahres verabschiedete Castro sich von seiner frei gewählten, demokratischen Regierung und erklärte die kubanische Revolution zur «sozialistischen Revolution», was viele schockierte. Um das sozialistische Kuba zu unterstützen, gewährte die UdSSR Castro Wirtschaftshilfe und liess zur Verteidigung Atomraketen auf der Insel stationieren. So standen im Herbst 1962 Sowjets und Amerikaner, in der so genannten Kubakrise, am Rande eines Atomkriegs. Die USA verlangten den Abzug aller sowjetischen Atomraketen und drohten damit Kuba zu bombardieren. Schliesslich gaben die Sowjets nach und der Friede, wenn auch recht unsicherer, wurde wieder hergestellt.

Die USA aber war immer noch nicht zufrieden. Durch ein «Gesetz über Handel mit dem Feind» (Kuba) wurde die politische Situation immer auswegloser. Obwohl man die Kubakrise diplomatisch beigelegt hatte, stellte sich die USA gegen Kuba und trieb Castro somit noch tiefer ins sowjetische Lager. Er gründete 1965 die Kommunistische Partei Kubas. Wer die Regierung nicht aktiv unterstützte, galt als «sozial nicht akzeptabel». Tausende Menschen landeten im Gefängnis. Es wurden Wachtrupps für jedes Stadtviertel geschaffen. Und was immer an die adelige Gesellschaft erinnerte, schaffte man mit allen Mitteln der Macht ab.

Die Lebensbedingungen verschlechterten sich zusehends. Die Produktivität sank in den Keller. Das Gesundheits- und das Bildungssystem und kränkelten ebenso wie alle sozialen Einrichtungen. Die wahre Ursache vieler kubanischer Probleme war jedoch ein eklatantes Missmanagement: Die Regierung hatte Mitglieder der Partei in Positionen gehievt, denen sie nicht gewachsen waren. Schliesslich stand Kuba in den späten 80er Jahren bei den Sowjets mit Milliarden von Dollars in den Schulden und die Regierung sah sich gezwungen, die Lebensmittelrationen zu kürzen. Um das revolutionäre Feuer wieder zu entfachen, revidierte Castro seinen Slogan «Patria o muerte!» (Vaterland oder Tod!) mit dem er in den 60er- Jahren seine Reden gewürzt hatte. Von nun an hiess es «Socialismo o muerte»! Das Motto «100% Cubano» sollte ausserdem den kubanischen Nationalismus wachrufen. Doch auf internationaler Ebene musste Kuba harte Kritik für die bekannt gewordenen Menschenrechtsverletzungen einstecken.

Als die Sowjetunion 1991 zusammenbrach, waren die Auswirkungen für Kuba verheerend: Pro Jahr büsste Kuba 6 Milliarden US- Dollar an Wirtschaftshilfe, eine Milliarde an Militärhilfe, 10 Millionen Tonnen Öl und Importgüter im Wert von 6 Milliarden ein. Ausserdem verlor das Land seinen wichtigsten Handelspartner und musste seinen Zucker nun zu Weltmarktspreisen verkaufen. Die Ölknappheit lähmte Industrie und Transportwesen. Hinzu kam noch, dass die Zuckerernte die niedrigste seit 30 Jahren war.

Doch trotz Wirtschaftskrise war die kubanische Regierung zu keinerlei Umbau bereit. Sie verordnete ihren Bürgern eine Überlebensstrategie. Das Volk sollte härter arbeiten und sich in Geduld üben. Castro verlangte Opfer, wie sie niemand in Kuba zuvor gekannt hatte. Die Menschen waren hungrig und frustriert. Auch das einst so vorbildliche Gesundheitssystem hatte sehr gelitten. Die Patienten mussten ihre eigenen Betttücher in die Kliniken mitbringen. In vielen Fabriken standen die Räder still. In der Landwirtschaft fehlte es an Düngemittel. Die Ernte verrottete auf den Feldern, weil die Verteilung nicht funktionierte. So herrschte mehr und mehr ein Mangel an lebensnotwendigen Gütern im Land.

Unter dem Druck wachsender Unzufriedenheit hat sich Castro schliesslich zu einigen Zugeständnissen herabgelassen, die früher undenkbar gewesen waren. Beschränkungen für Auslandreisen wurden aufgehoben, politische Gefangene freigelassen. Menschen von über 100 Berufen durften sich selbstständig machen. So herrschten wieder freie Industrie- und Baumärkte. 1993 gab Castro schliesslich die Verwendung des US-Dollars frei, was eine verheerende Auswirkung hatte. An die «Grünen Scheine» kamen die Kubaner durch Verwandte im Ausland, durch den Handel auf dem Schwarzmarkt oder Prostitution. Schleichhändler, waren die neuen Kapitalisten des Landes. Trotz aller antiamerikanischen Rhetorik deutete Castro schon seine Bereitschaft zum Dialog mit dem US-Präsidenten an.

Doch als 1996 Exilkubaner aus Miami abgeschossen wurden, änderte sich das strickte. Bill Clinton konnte sich dem Druck der US-Kubaner nicht widersetzen, die Vergeltung forderten. Er unterschrieb das Helms-Burton Gesetz für Handelsanktionen. Gegen dieses gab es so viele Proteste, dass ein Embargo gestartet wurde, mit dem Ziel, Castro zu stürzen. Das gelang aber nicht. Ironischerweise hält genau dieses Embargo Castro bis heute an der Macht. Somit dauert der kubanische «Sozialismus oder Tod» bis heute an, währenddem andere kommunistische Regierungen längst untergegangen sind.
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